Es gibt Situationen in denen man sein(e) Meerschweinchen auf neue Futtermittel umstellen möchte oder muss. Dies kann der Fall sein wenn neue Tiere einziehen, die bisher kaum artgerecht gefüttert wurden, oder wenn einzelne Tiere erkranken und eine spezielle Diät einhalten müssen. Wie so eine Futterumstellung am Besten vonstatten geht, erfährst du hier.
Warum umstellen?
Häufig werden Meerschweinchen in Zoogeschäften, bei Züchtern und selbst in Tierheimen nicht besonders artgerecht gefüttert. Da man als Meerschhweinchenhalter jedoch interessiert daran ist, fütterungsbedingte Krankheiten zu vermeiden, möchte man seinem Tier natürlich ein möglichst gesundes Angebot an Futtermitteln bereitstellen. Außerdem existieren bei Meerschweinchen eine Reihe von biologischen Besonderheiten des Vedauungstraktes, die auch die Fütterung beeinflussen.
Kranke Tiere benötigen mitunter ein angepasstes Nahrungsangebot. So sollte z. B. bei Diabetes besonders auf einen niedrigen glykämischen Index (GI) der Nahrung geachtet werden um Blutzuckerspitzen zu vermeiden. D. h. es sollen wenig schnell verwertbare Kohlenhydrate (Knollengemüse, Obst, Getreide…) gefüttert werden. Das kann eine Futterumstellung nötig machen.
Auch die Jahreszeit kann eine Rolle spielen. Werden die Tiere im Sommer mit reichlich frischem Grün, Blättern, Zweigen usw. verwöhnt, gibt die Natur im Winter kein so umfangreiches Angebot an artgerechter Nahrung her. Die Nahrungspalette muss also, z. B. mit Gemüse aufgewertet werden. Jahreszeitlich bedingte Futterumstellungen erfolgen zum Glück naturgemäß schon langsam, sodass die Umstellung fast automatisch passiert.
Wie umstellen?
Grundsätzlich sind alle Futterumstellungen LANGSAM vorzunehmen.
Neuzugänge umstellen/auf artgerechte Futtermittel umstellen
Stellt man fest, dass das Nahrungsangebot der eigenen Meerschweinchen noch nicht gut zusammengesetzt ist, wird man bemüht sein, die Tiere an artgerechtere Futtermittel heranzuführen. Hierbei geht man im Grunde genauso vor, wie bei neue Meerschweinchen. Daher wird das Verfahren hier auch nur einmal beschrieben.
Mögliche Probleme:
- es wird handelsübliches Trockenfutter gefüttert
- die Meerschweinchen kennen keine/sehr wenig frische Futtermittel (Wiese/Kräuter/Gemüse etc.) oder vertragen diese nicht gut
- Umstellung auf Winterfütterung bei Tieren in Außenhaltung
- Umstellung auf frisches Grün im Frühling bei Tieren in Innen- oder Außenhaltung
Trockenfutter
Aus verschiedenen Gründen, lehnen wir das Füttern von Trockenfutter ab. Eine Ausnahme stellen hier lediglich kranke Tiere oder sehr dünne Tiere in Außenhaltung dar.
Vorgehen:
- Füttere vermehrt Heu
- Lass schrittweise das Trockenfutter weg (einen Teelöffel weniger/Tag)
- Fertig 😉
Die Meerschweinchen werden, wenn das Trockenfutter weggelassen wird, vermehrt anderes Futter fressen um ihren Energiebedarf zu decken. Gib deshalb immer reichlich frisches Heu (mehrmals am Tag). Auch eine Trockenkräutermischung kann bei der Umstellung hilfreich sein. „Verdünne“ das Trockenfutter einfach damit.
In der Regel bereitet es den Meerschweinchen keine Verdauungsbeschwerden das Trockenfutter wegzulassen. Lediglich Meerschweinchen, die seit langer Zeit ausschließlich Trockenfutter fressen, sollten zunächst an Heu gewöhnt worden sein, da sich die Darmflora sonst eventuell nicht schnell genug umstellen kann. Problematisch ist allerdings die gleichzeitige Fütterung von Trockenfutter und neuen Frischfuttersorten. Lass deshalb zunächst das Trockenfutter weg, bevor du beginnst neue Futtersorten einzuführen.
Frische Futtermittel
Viele Meerschweinchen sind nicht an frisches Futter gewöhnt und verweigern die Nahrungsaufnahme oder bekommen Durchfall, sobald man ihnen Frischfutter anbietet. Wie man sie trotzdem an artgerechtere Fütterung gewöhnen kann, erfährst du jetzt:
Vorgehen:
- Beginne mit den Futtersorten, die das Meerschweinchen (vll. als Leckerli) schon kennt. Kennt es noch gar keine, beginne mit Karotte, Pastinake oder Petersilienwurzel. Füttern ein 2-3 cm kleines Stückchen davon/Meerschweinchen/Tag
- Steigere zunächst schrittweise die Menge des neuen Futtermittels (um ca. 2 cm/Tag)
- Führe neue Futtersorten ein (eine neue Futtersorte/Woche)
- Beginne bereits während der Futterumstellung damit, den Meerschweinchen frische Zweige (evtl. mit Laub) in das Gehege zu legen. Diese werden in aller Regel gut vertragen.
- Frisst das Meerschweinchen 4-5 Futtersorten, können langsam wasserreichere Futtermittel angeboten werden. Dazu zählen z. B. Gurke, Salat, frisches Wiesengrün etc.
Manche Meerschweinchen vertragen die Kombination aus Trocken- und Frischfutter sehr schlecht. Setz also bevor du anfängst Frischfutter zu füttern bereits das Trockenfutter ab.
Umstellung auf Winterfütterung
Leben deine Meerschweinchen in ganzjähriger Außenhaltung, sollte das Winterfutter etwas energiereicher sein als das Sommerfutter.
Vorgehen:
- Fang schon im September/Oktober an, frische Sonnenblumenköpfe oder Maisblätter anzubieten.
- Bestelle, mische oder trockne das benötigte Winterfutter im Oktober
- Füttere ca. 1 Teelöffel/Tier im Oktober
- Erhöhe die Menge auf 1 Esslöffel/Tier für den restlichen Winter.
- Stelle das wasserhaltige Gemüse (friert im Winter leicht ein) teilweise auf Knollengemüse (Karotte, Pastinake, Petersilienwurzel, Rote Beete, Sellerie etc.) um. Auch Kohl ist ein gesundes Winterfutter. Geht bei der Umstellung auf Kohl vorsichtig vor.
Kohl ist immer noch umstritten in der Meerschweinchenhaltung. Angeblich führt er zu Blähungen. Bei langsamer Gewöhnung und reichlich Heu, Trockenkräutern und Ästen ist er aber, gerade in Außenhaltung, ein wertvolles, energie- und vitaminhaltiges Futtermittel.
Umstellung auf frisches Wiesengrün
Gerade im Frühjahr ist frisches Wiesengrün besonders eiweißreich. Es kann daher, selbst bei Meerschweinchen die Frischfutter gewöhnt sind, zu Verdauungsbeschwerden (z.B. Blähungen oder Durchfall) führen.
Vorgehen:
- Sammele die frische Wiese nicht an frisch gedüngten Flächen oder in der Nähe von großen Straßen.
- Füttere am ersten Tag ca. eine halbe Hand voll Wiese/Tier. Gib deinen Meerschweinchen vorher viel frisches Heu.
- Steigere die Mege in der ersten Woche auf eine Hand voll Wiese/Tier.
Probleme bei der Futterumstellung
Das Meerschweinchen verweigert die Futteraufnahme
Manchmal kommt es vor, dass das Meerschweinchen die gutgemeinte Futterumstellung komplett verweigert. Prüfe, ob das Meerschweinchen, falls es gleichzeitig noch Trockenfutter bekommt, davon vielleicht so satt ist, dass es gar keinen Hunger mehr hat. Ist das der Fall, gewöhne ihm zunächst das Trockenfutter ab.
Frisst das Meerschweinchen, obwohl es kein Trockenfutter mehr bekommt, neue Futtermittel nur sehr sparsam und vorsichtig und deckt dabei seinen Energiebedarf über Heu oder schon bekannte Futtermittel, besteht kein Grund zur Sorge. Es dauert eben eine Weile bis Meerschweinchen sich an neue Futtermittel gewöhnen. Füttere sie einfach konsequent weiter, dann wird das schon.
Frisst das Meerschweinchen aber kaum noch, oder gar nicht mehr, auch kein Heu, muss es unbedingt gründlich untersucht werden. Komplette Futterverweigerung bei Meerschweinchen ist kein gutes Zeichen, häufig sind die Tiere krank. Vielleicht hat es von der ungewohnten Fütterung Blähungen bekommen und muss beim Tierarzt behandelt werden? Lass das unbedingt abklären!
Das Meerschweinchen reagiert mit Durchfall
Manche Meerschweinchen reagieren auf eine Futterumstellung mit matschigem oder weichem Kot. Feuchterer Kot als vor der Futterumstellung ist normal, solange er gleichmäßig geformt ist. Ist er jedoch sehr matschig, seine Form nicht mehr gut erkennbar, oder gar flüssig, hat das Meerschweinchen ein Problem.
Vorgehen:
- Lass das letzte eingeführte Futtermittel wieder weg.
- Gib reichlich Heu
- Versuche es später erneut mit wenig wasserhaltigem Wurzelgemüse
Diese Maßnahmen reichen meist schon aus, um das Meerschweinchen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Häufig war die Futterumstellung dann einfach ein wenig zu schnell.
Besteht das Problem weiterhin, sollte der Kot des Meerschweinchens gründlich untersucht werden. Hierzu nimmst du einen Zipperbag und sammelst etwas Kot ein. Achte darauf, dass er auch wirklich von dem Tier stammt, das die Symptome zeigt. Ist das unmöglich zu unterscheiden, setz das kranke Meerschweinchen in eine Kiste, füttere es mit Heu und warte etwas ab. Den so gewonnenen Kot bringst du dann zum Tierarzt. Die Kotuntersuchung kostet nicht viel und ist in der Regel am selben oder am nächsten Tag schon fertig.